1.1 Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Entzündungen der Magen-Darmschleimhaut
Anisfrüchte (Anisi fructus, Pimpinella anisum, Apiaceae)
Hauptinhaltsstoff: ätherisches Öl
Anwendungsgebiete: Blähungen und Krämpfe in Magen-/Darmbereich (blähungstreibende, d.h. carminative und krampflösende, d.h. spasmolytische Wirkung), sowie Katarrhe der oberen Atemwege (schleimlösende Wirkung)
Eibischwurzel (Althea radix, Althea officinalis, Malvaceae)
Hauptinhaltsstoff: Schleim
Anwendungsgebiete: Reizlinderung bei Schleimhautentzündungen des Magen-/Darmtraktes sowie der oberen Luftwege (Reizhusten)
Enzianwurzel (Gentianae radix, Gentiana lutea, Gentianaceae)
Hauptinhaltsstoff: Bitterstoffe
Anwendungsgebiete: Bei Verdauungsbeschwerden verursacht durch mangelnde Magensaftsekretion, Appetitlosigkeit sowie Völlegefühl und Blähungen.
Besondere Hinweise: Nicht anwenden bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
Kamillenblüten (Matricariae flos, Matricaria recutita, Asteraceae
Haupinhaltsstoff: Ätherisches Öl
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich: Entzündung und Spasmen (Krämpfe) des Gastro-Intestinal-Traktes (Magen/Darm-Trakt), Meteroismus (Blähungen), 2. Äußerlich: Bei Haut- und Schleimhautentzündung (cave: in keinem Fall für Augenbehandlungen geeignet wie früher üblich, da Kamille am Auge reizend wirkt. Für Augenbehandlungen eignet sich gut Euphrasia, Augentrost), 3. Inhalation: Entzündung und Reizung der Luftwege, 4. Lokal: Entzündung von Haut und Schleimhaut, inkl. der Maulhöhle und des Zahnfleisches.
Lavendelblüten (Lavendulae flos, Lavendula angustifolia, Lamiaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich: Appetitlosigkeit, Blähungen, allg. nervöse Magen-/Darmbeschwerden, Unruhezustände, 2. Äußerlich: Lavendelöl (Lavendulae aetheroleum), tötet Krankheitskeime ab, vertreibt Insekten und wird gerne bei Wunden, Verbrennungen, Narbengewebe und Insektenstiche eingesetzt. Nervöse Pferde lassen sich mit einigen tropfen Lavendelöl, die um die Nüstern und Maul herum einmassiert werden, gut beruhigen.
Leinsamen (Lini semen, Linum usitatissimum, Linaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Ballaststoffe, Schleim, fettes Öl
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich: Unzerkleinert, zerstoßen oder geschrotet als Quellstoff-Abführmittel, als Schleimzubereitung bei Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und Enteritis (Darmentzündung), 2. Äußerlich: Umschläge bei lokalen Entzündungen
Besondere Hinweise: Keine Einnahme bei Darmverschluss, Verengung der Speiseröhre oder des Mageneingangs und bei akut entzündlichen Darmerkrankungen
Auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist zu achten
Die Resorption anderer, gleichzeitig verabreichter Arzneistoffe kann behindert werden, daher Zeitabstand zur Einnahme von anderen Arzneimitteln beachten (mind. 30 Minuten, Angabe für den Menschen)
Pfefferminzblätter u. –öl (Menthae piperitae folium u. M. p. aetheroleum, Mentha piperita, Lamiaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Ätherisches Öl (insbes. Menthol), Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide
Anwendungsgebiete: Pfefferminzblätter innerlich: Krampfartige Beschwerden im oberen Gastro-Intestinaltrakt (Magen/Darm-Trakt) und der Gallenwege, Appetitlosigkeit. Pfefferminzöl zur Inhalation (in Wasser verdünnt): Katarrhe der oberen Luftwege (Menthol wirkt gegen Bakterien und Pilze und löst Verschleimungen der Atemwege), Pfefferminzöl äußerlich: Muskel- und Nervenschmerzen, Insektenstiche (Pfefferminzöl z.B. mit Olivenöl verdünnen)
Besondere Hinweise: Nicht anwenden bei Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündung, chronischen Magenbeschwerden und bei schwerem Leberschaden. Äußerlich: Bei Säuglingen u. Kleinkindern Öl nicht im Gesicht und nicht zur Inhalation anwenden (Gefahr von Bronchospasmen bis hin zu asthmaähnlichen Anfällen oder Atemstillstand, Vorsicht daher auch bei der Anwendung an Tieren – dasselbe gilt für Eucalyptusöl).
Pfefferminzblätter nicht über einen zu langen Zeitraum verfüttern
Salbeiblätter (Salviae folium, Salvia officinalis, Lamiaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Gerbstoffe
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden (darunter fallen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, Durchfälle, Blähungen und Krämpfe), Anwendung bei akuten, unspezifischen Durchfall-Erkrankungen, 2. Lokal: Bei Entzündungen in der Mund- u. Rachenschleimhaut (Zahnfleischentzündungen u.a.)
Besondere Hinweise: Nicht an trächtige Tiere verfüttern, Salbei wirkt Wehen fördernd.
Die Salbeiblätter mit wohlschmeckendem Futter vermischen, um den bitteren Geschmack zu überdecken
Salbei sollte nicht über einen längeren Zeitraum und in zu großen Mengen verfüttert werden, da Magenschmerzen, Hypotonie (niedriger Blutdruck), Übelkeit, Herz- und Atmungsdepressionen auftreten können
Schafgarbenkraut (Millefolia herba, Achillea millefolium, Asteraceae)
Hauptinhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Gerbstoffe
Anwendungsgebiete: Innerlich als Amarum aromaticum bei Appetitlosigkeit zur Förderung der Gallensekretion sowie bei dyspeptischen Beschwerden
Besondere Hinweise: Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Schafgarbe und anderen Kompositen ( = Asteraceae, Korbblütler). Aufgrund ihrer Wirkung auf die weiblichen Organe sollte Schafgarbe nicht bei tragenden Tieren kurartig angewendet werden.
Tausendgüldenkraut (Centaurii herba, Centaurium erythrea, Gentianaceae)
Hauptinhaltsstoff: Bitterstoffe
Anwendungsgebiete: Innerlich bei Appetitlosigkeit zur Anregung der Fresslust, sowie zur Förderung der Verdauung, allgemein bei dyspeptischen Beschwerden
Besondere Hinweise: Nicht anwenden bei Magen- und Darmgeschwüren
Thymiankraut (Thymi herba, Thymus vulgaris, T. zygis, Lamiaceae)
Hauptinhaltsstoff: Ätherisches Öl (Thymol u.a.)
Anwendungsgebiete: Bei dyspeptischen Beschwerden, appetitanregend, bei Symptomen der Bronchitis, Katarrhe der oberen Luftwege (Wirkung: expektorierend, d.h. auswurffördernd, krampflösend – spasmolytisch, sowie keimtötend)
Besondere Hinweise: Die Kombination mit anderen expektorierend wirksamen Drogen kann sehr wirksam sein
Nicht an Tieren mit Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen oder trächtigen Tieren verfüttern
Thymian muss sorgfältig dosiert werden, bei Überdosierungen und einem zu langen Anwendungszeitraum reizen Thymian-Zubereitungen die Schleimhäute und rufen Erbrechen und Durchfälle hervor (besonders reines Thymol in höheren Dosierungen führt bei Tieren zu Vergiftungserscheinungen)
Wermutkraut (Absinthii herba, Artemisia absinthium, Asteraceae)
Hauptinhaltsstoff: Bitterstoffe
Anwendungsgebiete: Innerlich als appetitanregendes Mittel sowie zur Verbesserung der Verdauung
Besondere Hinweise: Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Korbblütler (Asteraceae)
Die Droge sowie ihre Zubereitungen sollten nur kurzfristig angewendet werden
Unerwünschte Wirkung: Bei Überdosierung und zu langer Anwendung tritt gelegentlich Gastritis (Magenschleimhautentzündung) auf
Brombeerblätter (Rubi fruticosi folium, Rubus fruticosus, Rosaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe, ätherisches Öl
Anwendungsgebiete: Innerlich leichte, unspezifische, akute Durchfall-Erkrankungen, lokal leichte Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut
Eichenrinde (Quercus cortex, Quercus robur, Fagaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe
Anwendungsgebiete: 1. Innere Anwendung bei unspezifischen, akuten Durchfall-Erkrankungen, 2. Äußerlich: Entzündliche Hauterkrankungen, 3. Lokal: Leichte Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich, Entzündungen im Anal- und Genitalbereich
Besondere Hinweise: Bei großflächigen Hautschäden keine äußerliche Anwendung
Bei Überdosierung und hohen Konzentrationen kann es zu Intoxikationen kommen, wie z.B. starke Hautreizungen, Leber- und Nierenschäden, Gastroenteritis (Magen- und Darmentzündung) u.a.
Gänsefingerkraut (Anserinae herba, Potentilla anserina, Rosaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe
Anwendungsgebiete: Innerlich zur adjuvanten (begleitenden) Behandlung unspezifischer, akuter Durchfall-Erkrankungen, lokal zur Behandlung von Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut
Besondere Hinweise: Kombination mit weiteren Kräutern sinnvoll
Beschwerden bei Reizmagen können verstärkt werden
Heidelbeerfrüchte (Myrtilli fructus, Vaccinium myrtillus, Ericaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe, Fruchtsäuren
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich bei unspezifischen, akuten Diarrhöen (Durchfallerkrankungen), leichte Fälle von Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und Enteritis (Darmentzündung), insbesondere bei Jungtieren, 2. Lokal bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich
Besondere Hinweise: Frische Heidelbeeren wirken in großen Mengen leicht laxierend (abführend)
Rathanhiawurzel (Rathanhia radix, Krameria lappacea, Krameriaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe
Anwendungsgebiete: Innerlich bei akuten, unspezifischen Durchfällen
Besondere Hinweise: In sehr seltenen Fällen können allergische Schleimhautreaktionen auftreten
Salbeiblätter (Salviae folium, Salvia officinalis, Lamiaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Ätherisches Öl (Thujon, Cineol), Gerbstoffe, Bitterstoffe
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden (vgl. auch Pkt. 1.1), unspezifische, akute Durchfall-Erkrankungen 2. Lokal bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut (u.a. Zahnfleischentzündung)
Besondere Hinweise: Nicht an trächtige Tiere verfüttern, Salbei wirkt Wehen fördernd
Salbei sollte nicht über einen längeren Zeitraum verfüttert werden (Magenschmerzen, Übelkeit, Herz- und Atmungsdepressionen können auftreten). Die Verabreichung sollte mit stark- und wohlschmeckenden anderen Futtermitteln verabreicht werden, um den bitteren Geschmack zu überdecken
Tormentillwurzelstock (Tormentillae rhizoma, Potentilla erecta, Rosaceae)
Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe
Anwendungsgebiete: 1. Innerlich bei unspezifischer, akuter Diarrhöe, 2. Lokal bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum
Besondere Hinweise: Kombination mit weiteren Kräutern sinnvoll
Bei empfindlichen Tieren können Magenbeschwerden auftreten
Leinsamen (Lini semen, Linum usitatissimum, Linaceae)
Drogenbeschreibung siehe unter Teil 1.1
Hinweis zu weiteren Drogen:
Die Drogen Aloe, Faulbaum, Medizinalrhabarbar und Sennespflanzen enthalten als Inhaltsstoffe sog. Anthranoide. Diese Drogen dürfen nur zur kurzzeitigen Anwendung bei Verstopfung verabreicht werden, da bei längerfristiger Anwendung Elektrolytverlust (insbes. Kalium) Störungen der Herz- und Muskelfunktionen (auch im Darmbereich) sowie Darmreizungen mit blutiger Diarrhöe (Durchfall) auftreten können. Bei trächtigen Tieren kann Aloe (Aloe babadensis, A. carpensis) zum Abort führen.
Anthranoiddrogen wie Aloe (dabei ist das reine Aloe, d.h. das gelblich, bräunliche Blattharz Aloin der Aloe vera gemeint, nicht das transparente und etwas schleimige Aloe Vera Gel – dieses enthält kein Aloin !), Sennesblätter etc. sind apothekenpflichtig !